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Genussgedanken von Matthias Grenda

Kulturfarmer

Genussgedanken zum Freitag, dem 03.04.2020

Als ich heute Morgen den Frühstückstisch eindeckte… ja, das mache ich wirklich und nicht nur zum Frühstück, so mit Platz Set oder sogar Tischdecke, Serviette, Wurst und Käse auf einem Teller angerichtet, nicht direkt aus der Packung etc., dann freue ich mich immer wieder über meine „gute“ Kinderstube, sprich Erziehung zu einem gewissen Maß an Tischsitten und Manieren. Nicht übertrieben, ich bin ja kein Pedant. Ich habe darüber ein großes Stück Freiheit kennenlernen und erleben dürfen, mich bei Tisch, ob nun privat oder auch auf Gesellschaften, auf das wirklich Wichtige konzentrieren zu können: Das Essen, die Getränke und die Kommunikation, also das Gespräch miteinander. Es kann schon ein Grauen sein, wenn ich Leute beobachte, die nicht einmal mit Messer und Gabel umgehen können, die Gabel wie eine Mistforke halten und mit dem Messer sprechen und zeigen. Eine Gänsehaut bekomme ich, wenn Menschen ihre Messer ablecken oder damit einen Saucentropfen von der Wange kratzen. Entsprechend dürftig ist dann oft auch die Kommunikation.

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Nun könnte man entgegnen, dass das eine elitäre Einstellung wäre und ich vielen Menschen damit Unrecht antun würde, schließlich gäbe es gesellschaftliche oder kulturelle Unterschiede. Ja in den USA hat man tatsächlich eine Hand unterm Tisch, was in Deutschland als unhöflich gilt, genauso wie das Aufstützen der Ellenbogen beim Essen. Für manche wäre das auch einfach egal, sagen viele, schließlich geht es nur ums Essen und Trinken und nicht um ein Hochamt. Das sehe ich anders: Ästhetik, Manieren und Tischsitten gehören einfach dazu. Schließlich hat es mit Respekt zu tun, ob nun dem- oder derjenigen gegenüber, der oder die gekocht oder die Mahlzeit generell zur Verfügung gestellt hat. Es ist in meinen Augen auch ein kultureller Ausdruck und damit Bindemittel des zwischenmenschlichen Umgangs. Wer es Zuhause nicht gelernt hat, sollte es unbedingt nachholen. Und, keine Scheu, es tut nicht weh, eröffnet nur neue Möglichkeiten. Außer er oder sie möchte sich blamieren und trinkt weiterhin die Fingerbowle (Schale mit lauwarmen Wasser und Zitronenscheibe) aus, die zum Händewaschen bei gewissen Gerichten gereicht wird.

Eine weitere große Herausforderung ist der richtige Umgang mit der Serviette. Was habe ich da nicht schon alles erlebt und sehen müssen… Der Tisch als Schlachtfeld. Deswegen im Rahmen meiner Genussgedanken hier mal eine kleine Serviettenkunde:

Eine Serviette ist Teil der Tischwäsche und besteht aus Stoff, entweder aus Baumwolle oder einem Mischgewebe, Vlies, Papier oder Zelltuch. Die Mundserviette, veraltet Mundtuch oder Tellertuch genannt, ist ein Tuch, das während und nach einer Mahlzeit dazu dient, die Lippen abzutupfen, die Finger abzuwischen und die Kleidung zum Schutz vor Verunreinigungen zu bedecken. Eine kunstvoll gebrochene Mundserviette markiert den Sitzplatz, sie wird vor dem ersten Getränk bzw. vor dem Essen einmal gefaltet auf den Schoß gelegt, der Bruch zeigt dabei zum Knie.

Die Bezeichnung Serviette wurde aus dem Französischen übernommen, „die kleine Dienerin“ (ursprünglich aus dem Lateinischen Servus = Sklave, Diener). Zunächst wurden mit den Servietten von den Bediensteten die Teller der Tischgäste abgewischt, daher auch der alte deutsche Ausdruck Tellertuch. Die Serviette war bereits fester Bestandteil des römischen Gastmahls und ab dem 1. Jahrhundert gut belegt. Die sich ab dem 3. Jahrhundert häufenden Darstellungen zeigen zwei Varianten. Einmal ein Tuch von ca. 50 × 50 cm auf der Speiseliege, um die Bezüge zu schonen, zudem ein etwas kleineres, meist in der linken Hand gehaltenes Mundtuch.

Im 16. Jahrhundert wurden Servietten zunächst beim Adel wieder eingeführt. Im Mittelalter wurden die Finger an der Kleidung oder am Tischtuch abgewischt. Gut, dass das vorbei ist. Obwohl, manchmal kann man auch das noch sehen… Vom Mittelalter bis heute hat sich das dekorative Falten von Servietten, das so genannte „Servietten brechen“ zu einer eigenen Kunstform entwickelt. Der Serviettenring, der in meiner Familie genutzt wird, erspart diese Mühe und erleichtert die Aufbewahrung bis zur nächsten Mahlzeit.

Bei einem offiziellen Essen wird die Stoffserviette erst aufgenommen, wenn das die Gastgeberin tut. Spätestens zur Vorspeise wird die Serviette rechteckig gefaltet auf die Oberschenkel gelegt, mit einem Zentimeter Versatz, um sie besser greifen zu können. Verlässt der Gast den Platz, so legt er die Stoffserviette gefaltet, nicht geknüllt (!), neben den Teller. So sollte sie, also gefaltet, übrigens auch zum Ende des Essens abgelegt werden und bevor man den Tisch ganz verlässt. Das Gleiche gilt auch für Dich. Du musst es nur tun.

Also, Dir einen schönen Genusstag und bleib gesund!

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