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Genussgedanken von Matthias Grenda

Kulturfarmer

Genussgedanken zum Sonntag, dem 29.03.2020

Man liest und hört in den letzten Tagen, gefühlt schon Wochen, in den Medien, besonders aber auch in den sozialen Medien und über Filmchen und Bilder per Smartphone Messenger, viel über das für die meisten Deutschen gerade anscheinend wichtigste Thema überhaupt: Das Klopapier. Natürlich ging das auch an mir nicht spurlos vorbei und ich machte mir so meine Gedanken dazu. Nun ja, Genussgedanken stellt man sich eigentlich anders vor, aber es gehört halt mit dazu. Denn, was oben an Leckereien reinkommt, muss ja auch irgendwo wieder rauskommen. Es ist also Teil eines ganz normalen Kreislaufes. Erst unsere Kultur und Erziehung macht daraus ein „igitt“ oder „bäh“. Klar hat die entsprechende Hygiene seine Berechtigung, wollen wir gesund und munter durch das Genießerleben lustwandeln, aber ob die Fixierung auf das Klopapier hier wirklich die optimale Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Die meisten Proktologen würden mir wahrscheinlich Recht geben. Ruhig mal nachschlagen.

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Ach, und eigentlich ist der Sonntag ein Schei…tag, um sich über das Klopapier und den Toilettengang so seine Gedanken zu machen. Aber ich werde ein paar entsprechende Bilder und Geschichten einfach nicht mehr los aus meinem Kopf. Und natürlich haben sie mit der Notdurft zu tun, die wir Menschen ja eigentlich am liebsten zuhause verrichten, gerne drei- oder vierlagig. Was waren das noch für Zeiten, als das Toilettenpapier eher an Schmirgelpapier erinnerte, vor allem nachdem irgendjemand auf die glorreiche Idee von Recyclingware kam. Es kratzte und wurde vom Familienvorstand gefühlt blattweise zugeteilt, also streng rationiert. Außerdem war das stille Örtchen damals noch oft auf halber Treppe und nicht ganz so still, denn acht Parteien im Miethaus wohnend hieß entsprechend acht Glühbirnen in dem Verließ ohne Heizung und wirkliche Belüftung. Sobald eine weitere Lampe anging, musste man zusehen, dass man fertig wurde. Insgesamt aber trotzdem eine erträgliche Angelegenheit, vergleiche ich das mit meinen ersten Frankreicherlebnissen.

Ich muss schmunzeln beim Gedanken, wie auf dem Camping Platz, damals gab es noch nicht diese Hightech Sanitärtempel wie heute, morgens erst, wie auf Knopfdruck und gleichzeitig, die Männer loszogen, um das obligatorische Baguette am Kiosk zu erstehen, um dann nach dem Frühstück in gleicher Anordnung mit der Klopapierrolle unterm Arm in Richtung Toilettenanlage zu laufen. Meine erste Begegnung mit einem französischen Stehklo hinterließ bei mir vor allem ein Staunen bezogen auf die beste Technik beim „großen“ Geschäft. Wie halte ich eigentlich die kurze Hose mit den Knien fest, damit sie nicht ins Loch rutscht oder sie zu weit nach hinten hängt, also Trefferfläche bietet? Meine Güte, was wäre bloß, wenn ich eine lange anhätte…? Sollte ich wirklich die Haltegriffe an der Wand anfassen oder mich doch lieber einhändig rücklings abstützen, um mit der anderen Hand die Hose zu halten? Auch Du weißt um die Angst und auch die Akrobatik, die jeder Stuhlgang erforderte, so dass man es sich auch manches Mal lieber bis zum nächsten Tag verkniff.

Mein außergewöhnlichstes Erlebnis war allerdings ein Toilettengang im südafrikanischen Busch. Das Örtchen war dort in einer Schilfhütte ohne Tür, dafür aber mit danebenliegender Taucherbrille und langstiliger Kneifzange, die wir hierzulande vom Müllaufsammeln kennen. Verwundert vergewisserte ich mich beim Ranger ob der korrekten oder besser landestypischen Handhabung. Seine Antwort ließ mich allerdings erschaudernd verkrampfen. Die Utensilien lägen dort für die Speicobras. Cobras? Ja, sollte sich mal eine dorthin verirrt haben, erst Taucherbrille aufsetzen, weil dann das gespeite Gift der Schlange nicht die Augen verätzen kann. Dann den Kneifer nehmen, die Cobra am Kopf packen und nach draußen befördern. Was soll ich sagen, ich brauchte Klopapier erst wieder im Flugzeug auf dem Weg nachhause.

Aber vielleicht ist die momentane Fixierung auf das neue „weiße Gold“ ja auch nur ein Ausdruck unseres hohen Bildungsgrades und einem erweiterten Bewusstsein für den berühmten Ausspruch von unserem Reformator Martin Luther: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“. Das Gleiche gilt auch für Dich. Du musst es nur tun.

Also, Dir einen schönen Genusstag und bleib gesund!

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