Genussgedanken von Matthias Grenda
Genussgedanken von Matthias Grenda

Kulturfarmer

Genussgedanken zum Dienstag, dem 17.03.2020

Genuss ist zuerst einmal eine Kopfsache und braucht ein Bewusstsein für Dinge oder auch Gedanken, die schön sind und mir gut tun. Gerade in Ausnahmesituationen, wie momentan durch den Corona Virus verursacht, sollte jeder die empfohlene Einschränkung sozialer Kontakte für aufbauende Genussgedanken nutzen. Doch es soll nicht nur beim Denken bleiben. Vieles lässt sich zuhause, ob nun alleine oder mit dem Partner, der Familie, umsetzen und hilft, diese ungewöhnliche Herausforderung zu bestehen, aber auch positives für die Zukunft daraus mitzunehmen. Der Blick in die Vergangenheit dient dabei als Entscheidungsgrundlage für das Heute und Morgen. Nutz es!

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Ich wurde heute Morgen mit dem Gedanken und vor allem auch Gefühl wach, wie es als Kind war, wenn man Grippebedingt den ganzen Tag im Bett bleiben musste. Gefühlt ewig anhaltend bestand der Tag aus viel unruhigem oder auch mal komatösem Schlaf, nur unterbrochen durch kurze wache Phasen, in denen der benebelte Blick auf das dampfende Teeglas und die Schale mit Zwieback und Salzstangen fiel. Der Kopf war wie in Watte gepackt, die Glieder schmerzten und das Leben außerhalb des Zimmers, der Wohnung drang wie durch eine weiche Wand in die schmerzenden Ohren. Besonders schlimm war es, wenn man im Sommer krank im Bett liegen musste und das Stimmengewirr und Planschen des nahen Freibades einen quälte. Das Leben ging gefühlt komplett an einem vorbei. Emsig und fürsorglich war meine Mutter bemüht, ob nun mit Wadenwickeln oder auch allerlei gutem Zureden, die Einnahme von Tabletten oder auch das regelmäßige Fiebermessen, also die unglückliche Situation so erträglich wie möglich zu machen.

Das regelmäßige Highlight war natürlich die Ansage meiner Mutter, sie müsse nun kurz einkaufen gehen und die darauf folgende Frage, ob sie mir etwas „Schönes“ mitbringen könne. Natürlich konnte sie das! Oft fiel meine Wahl, neben einem Schokoriegel, den es zu dieser Zeit nur in Ausnahmefällen gab, auf ein neues Comicheft wie „Silberpfeil“, „Lucky Luke“ oder auch, aber das war dann schon eine besonders lange und schwere Genesungssituation und Ausnahme, das allerneueste „Asterix und Obelix“ Heft. Kam es dann am Krankenbett an, wurde sofort das zweite Kissen unter den Rücken geschoben und, als ob jemand den Vorhang der Krankheitsgedingten Vernebelung öffnete, es begannen Momente des Glücks, ja eigentlich müsste ich sagen – Genussgedanken. Ich durchschritt sofort die Tür der Phantasie und wurde Teil der Abenteuer der jeweiligen Protagonisten, ob nun im Wilden Westen oder im aufständischem Gallien. Gesund bin ich dadurch sicherlich nicht geworden, aber ich habe mich sofort besser gefühlt.

Du wirst, vielleicht Generationsbedingt mit anderen Comics oder Büchern, sicherlich ähnliches erlebt haben. Vielleicht existieren diese Hefte oder Bücher ja noch in Deinem Haushalt? Geh auf Spurensuche in Deinem Kopf, wo diese sein könnten. Oder rede mit Deinem Partner oder der Familie darüber. Sollten die Comics und Bücher nicht mehr existieren, schau nach einem Buch, was Du lange nicht gelesen, was Dich aber früher sehr fasziniert hat und hol es aus dem Regal und lies es erneut. Du wirst in die Gefühlswelt von damals eintauchen können, natürlich mit dem Abstand der Jahre und dem neuen Erkenntnisstand der jetzigen Lebenserfahrung. Was für eine wunderbare Zeitreise. So können selbst nicht so schöne Erinnerungen zu wahren Genussgedanken und vor allem auch Aktivitäten führen, die uns in der jetzigen Situation helfen. Du musst es nur tun.

 

Also, Dir einen schönen Genusstag und bleib gesund!

 

Dein Kulturfarmer

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